- 2. 2018: Der Hund ist begeistert von der wunderbaren Winterlandschaft
Der Hund tobt durch den Schnee. Wie gut, dass Airy nicht ganz weiß ist, er würde in der Winterlandschaft verschwinden. So wie die Schneeglöckchen, die unter der weißen Pracht nicht mehr zu sehen sind. Die Tageszeitung gibt Tipps, wie das Frühbeet bepflanzt werden kann und Fachzeitschriften mahnen, an den Baumschnitt zu denken. Ich hänge die Wäsche hinaus zum „Gefriertrocknen“. Das funktioniert wirklich. Ich genieße die verzauberte Winterlandschaft und weiß, dass an Gartenarbeit noch lange nicht zu denken ist.
- 2. 2018: „Sissinghurst“ – Ein Büchlein voller Gartenbegeisterung
Eine Freundin hat mir ein Büchlein mitgebracht: „Sissinghurst – Portrait eines Gartens“ von Vita Sackville-West und Harold Nicolson. Die richtige Lektüre, wenn die Gartenarbeit zwangsweise ruht. An Hand von Auszügen aus Tagebüchern und Briefen von 1930 bis 1962 wird die Entstehung des berühmten Gartens deutlich, der zu den schönsten in Großbritannien zählt. Klar wird auch, wie sich britische Gartenbegeisterung von unserer unterscheidet: Hier wird oft spontan im Gartencenter gekauft, was gerade gefällt oder Mode ist, dort wird sorgfältig und langfristig geplant, auf Blickachsen geachtet, auf Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winteransicht und mit Licht- und Schattenbepflanzung geplant und auf Farbharmonien geachtet. Freilich hatte das englische Paar ein Grundstück von sieben Morgen, ( mehrere Hektar), zur Verfügung, während wir in der Regel über 300 bis 500 Quadratmeter verfügen. Was darüber hinaus geht, gilt uns bereits als groß. Um ihren Gartentraum zu verwirklichen, hatten die beiden Schriftsteller eine Schlossruine erworben, in der nur ein Turm und ein Cottage notdürftig bewohnbar waren. Wichtiger war ihnen das ebenfalls ziemlich heruntergekommene, aber riesige Gartengrundstück. Mit wenig Kapital – die Einkommenslage der Autoren war stets unsicher – aber mit viel Begeisterung und Tatkraft begannen sie mit der großzügigen Umgestaltung des Gartens nach dem Motto: „Laßt uns pflanzen und glücklich sein, denn im nächsten Herbst sind wir vielleicht alle ruiniert.“ (Vita Sackville-West). Das Büchlein ist zugleich das Portrait einer ungewöhnlichen Ehe. Wer Vita Sackville-West als Freundin der berühmten Schriftstellerin Virginia Woolf kennt, lernt hier eine ganz andere Seite der Autorin kennen. Und nebenbei vermittelt das posthum zusammengestellte Büchlein ein Stück Zeitgeschichte, denn der Krieg mit Nazi-Deutschland ließ sich auch im Traumgarten nicht ausblenden. Die von Julia Bachstein sorgfältig ausgewählten Texte kommen ganz ohne Hochglanzfotos und ohne Kommentare aus. Ich habe mich von der Gartenbegeisterung anstecken lassen.
3. 2. 2018: Der Winter ist zurück
Anfang Februar ist der Winter zurück. Der Januar war vorfrühlingshaft warm, Föhnstürme hatten den Dezemberschnee dahinschmelzen lassen, in den Tälern zeigte sich erstes Grün, ein ungewohnter Anblick zu dieser Jahreszeit. Aber jetzt präsentieren sich Landschaft und Garten wieder strahlend weiß. Offenbar beginnt das Jahr so wechselhaft, wie sich das ganze letzte Jahr 2017 gezeigt hat: es gab nur zwei längere Sonnenperioden im März und zu Anfang des Sommers, ansonsten folgten auf wenige warme Sonnentage unweigerlich kühle, regnerische Perioden. Der schattige hintere Gartenteil blieb durchgehend feucht. Und es gab bis Ende Mai und wieder ab September Nachttemperaturen unter null Grad. Das Wetter schlug das ganze Jahr über Kapriolen und das scheint sich 2018 zu wiederholen.
- 1. 2018: Garten-Tagebuch Mitte Januar: Es juckt in den Fingern
Es juckt in den Fingern: der Garten präsentiert sich frühlingshaft grün, die Blätter der Schneeglöckchen schieben sich bereits aus der Erde und ich bin in Versuchung, mich an die ersten Frühjahrsarbeiten zu machen. Aufräumen und Stauden und Sträucher schneiden stehen an. Ich schneide Samenstände und altes Laub erst im Frühjahr ab, um den Vögeln mit Hagebutten, Beeren und überwinternden Insekten Nahrung zu bieten. Das sieht zwar unordentlich aus, aber Meisen, Spatzen und Amseln freuen sich. Die Sonnenstrahlen schicken erste Wärme auf den Boden und ich möchte am liebsten gleich loslegen. Aber halt: vor zwei Wochen lag noch ein halber Meter Schnee im Garten und die Erfahrung zeigt, dass es bestimmt nicht der letzte Schnee dieses Winters war. Im Gegenteil: am Alpenrand auf etwa 850 Meter Höhe ist die kalte Jahreszeit noch lange nicht zu Ende. Schneeglöckchen und Primeln müssen sich noch gedulden und die Gartengeräte dürfen noch ruhen. Ich sollte lieber das am Schuppen gelagerte Holz auf die Terrasse holen, bevor ich dazu wieder durch tiefen Schneestapfen muss. Und ich könnte in den Rosenkatalogen schauen, welche Rose noch ins Terrassenbeet passt.