Garten am Alpenrand: Regen-Impressionen

Es regnet ganz ordentlich: immerhin sind schon zwei der vier Regentonnen voll. Der ganze Garten scheint aufzuatmen, nur die Pfingstrosen neigen unter der Wasserlast die Köpfe. Zum Glück sind erst wenige Knospen offen – das eher raue Klima am Alpenrand hat auch Vorteile.

Die Iris stört die Nässe nicht, sie steht sowieso im Wasser. Ich liebe das orangerote Habichtskraut, das dem Wolkengrau Paroli bietet.

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Auch der Salbei blüht üppig und wird von zahlreichen fliegenden Gästen besucht, wenn der Regen mal Pause macht – wer entdeckt die Hummel, die sogar bei Regen fliegt?

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Blühen will auch die Winterheckenzwiebel im Hochbeet, während die lustige Luftzwiebel gleich Brutknollen mit frischem Grün bildet. Für Zwiebellauch ist also gesorgt.

Und die dicken Bohnen überraschen einmal mehr mit ihren besonders aparten Blüten in elegantem Weiß-Schwarz. 7. 6. 2020

Garten am Alpenrand: meine wilden Ecken

 

Mein Garten hat viele wilde Ecken. Der „Rasen“ ist eine ziemlich wilde Wiese, in der Gänseblümchen, Frauenmantel und Löwenzahn ebenso gedeihen dürfen wie Wiesenschaumkraut, Lichtnelke oder Brunelle. Damit alles blühen und Samen bilden kann, werden im Frühjahr nur die Wege zu Schuppen und Kompost gemäht. Die übrigen Grünflächen kommen nach und nach an die Reihe, wenn die Margeriten verblüht sind. Rasenmähen gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.

 

Und unter Bäumen und Sträuchern am Gartenzaun darf sowieso wachsen was will, Schlüsselblumen, Nelkenwurz und Weidenröschen, Brennnesseln, Hexenkraut und Hohlzahn. Der Wildwuchs ist pflegeleicht, hübsch anzusehen wie Ehrenpreis und Winde, und er bietet Lebensraum und Nahrung für vielerlei Insekten und anderes Getier.

 

Immer wieder entdecke ich Überraschendes: seit einigen Jahren fühlen sich Baldrian und Bachnelkenwurz im Garten wohl. Zwischendurch zeigte sich sogar eine heimische Orchidee, das große Zweiblatt, das aber leider wieder verschwunden ist. Dagegen gefällt es verschiedenen Sauergräsern, darunter drei Arten von Seggen.

 

Gelegentlich habe ich nachgeholfen und Samen aus Wald und Wiese verstreut, zunächst scheinbar ohne Erfolg, aber nach zwei oder drei Jahren wuchsen orangerotes Habichtskraut, Silberblatt und gekielter Lauch (den ich jetzt wieder eindämmen muss) und auch die Hagebutten von Wildrosen und die Schlehen sind inzwischen zu Büschen und Bäumen geworden (die auch nicht überhandnehmen dürfen). Bei einer Stämmchen-Johannisbeere, einer Rose und einer Weide sind die auf die Stämmchen veredelten Pflanzen nach einigen Jahren kaputt gegangen, ihre Lebensdauer ist begrenzt. Dafür hat der „Unterbau“ ausgeschlagen und ich habe jetzt eine robuste und hübsche Gold-Johannisbeere, einen Weidenstrauch und was aus der Rose wird, weiß ich noch nicht.

 

Natürlich haben in meinem Garten auch all die prächtigen Rosen Platz (davon demnächst), dazu Stockrosen, Malven, Phlox, Sonnenhut und vieles mehr. Ein Garten ist ja eine Kulturlandschaft, in der wir zum Teil gegen die Natur arbeiten, indem wir ständig entscheiden, was wachsen darf und was nicht ins Blumen- und Gemüsebeet gehört. Wir planen und gestalten, sähen, jäten und schneiden. Und wir staunen über die Durchsetzungskraft der wilden Gewächse. Bei mir dürfen sie wachsen, wenn auch nicht überall. Unverzichtbar ist der Spitzwegerich zur ersten Hilfe bei Insektenstichen. Der Dost oder wilde Majoran ist ein feines Gewürz und bei Bienen und anderen Insekten bis in den Herbst hinein begehrt. Und Gundermann und Günsel dienen auch nach der Blütezeit im Blumenbeet als Bodendecker und Verdunstungsschutz. 12.8.2018

 

Wandern und Schauen: im Lebensraum der Birkhühner

 

Birkhühner sollen sich wohlfühlen im Gebiet der Sölleralpe bei Oberstdorf. Der Landschaftspflegeverband Oberallgäu will mit einem Projekt den Lebensraum der geschützten und stark gefährdeten Raufußhühner verbessern.

 

Bei einer Exkursion bestaunten wir auch die Fülle der Alpenblumen: von der Arnika (Arnika montana) über die bärtige Glockenblume (Campanula barbata) in blauen und einige weißen Exemplaren bis zur ziestblättrigen Teufelskralle (Pheuthema betonicifolium) gedeiht auf dem Flyschgestein des Fellhorn-Söllereck-Grates eine reichhaltige Alpenflora. Auch das orangerote Habichtskraut (Hieracium auranthiacum), die seltene großblättrige Schafgarbe (Achillea macrophylla) und das einköpfige Ferkelkraut sind zu entdecken. 

DSC01730Birkhühner benötigen ein abwechslungsreiches Gelände mit vielen freien Flächen, aber auch Unterschlupfmöglichkeiten und ein gutes Nahrungsangebot. Eine extensive Beweidung, wie sie mit dem Alpvieh der Sölleralpe stattfindet, trägt dazu bei, diesen Lebensraum zu erhalten. Allerdings finden wir heute die Folgen der vor 50 Jahren stark zurück gegangenen Beweidung: Farn, Grünerlen und Kleinsträucher haben sich ausgebreitet und wachsen auf großen Flächen so dicht, dass die Birkhühner dort keine Jungen mehr aufziehen können. Die Jungvögel brauchen sonnige, insektenreiche Flächen, die älteren Vögel ernähren sich von Knospen, Beeren und jungen Trieben. Es gilt also, den Farn durch Mähen zurückzudrängen und Sträucher so auszulichten, dass genügend Unterschlupf und Nahrungsangebot bleiben – im Berggelände eine mühsame und zeitaufwändige Handarbeit.

 

Die vermehrten Freiflächen kommen nicht nur den geschützten Birkhühnern zugute: hier finden sich die prächtigen Alpenblumen, die uns Wanderern gefallen und Schmetterlingen und Insekten wie dem Hochmoorgelbling und der alpinen Gebirgsschrecke Lebensraum bieten.

 

Und auch die vierbeinigen Landschaftspfleger, die Kühe der Sennalpe unter dem Söllereck, finden die kräftigen Bergkräuter, die Milch und Käse den besonderen Geschmack verleihen.